Schiffe versenken spielen

Kennt ihr noch dieses schöne alte Schiffe versenken Spiel, das man früher zusammen mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden am Küchen- oder Couchtisch gespielt hat? Oder auf dem Boden im Kinderzimmer liegend. Das Gefühl von Ehrgeiz und Aufregung? Ich liebe dieses Spiel noch heute, genau wie so viele andere Gesellschaftsspiele.

Manchmal habe ich das Gefühl diese Spiele sterben aus, ebenso wie das LEGO. Darum fand ich es umso schöner, als mein Großer am Freitag zu mir kam und mich darum gebeten hat, ganz altmodisch mit Stift und Papier zu spielen. Wir setzten uns also in sein Zimmer, er an den Schreibtisch, ich an den Couchtisch und fingen an.

Jeder spielt anders und das ist gut so. ich spiele gerne mit Mustern, keine Ahnung wie das kam, aber heute fällt es mir schwer einfach willkürlich ein Schiff zu platzieren. Die ersten Runden liefen reibungslos. „A5“ – „Wasser.“, „H9“ – „Treffer.“ – „H10“ – „Treffer – Versenkt“ usw. Es machte einen so unheimlichen Spaß, dass ich kurzzeitig selbst wieder neun Jahre alt war und mit meinem Papa am Küchentisch saß.

Leider ist es als Mutter mit viel Erfahrung in einem Spiel schwieriger zu verlieren und ich bin auch kein Fan vom „Gewinnen-lassen“, weil ich der Meinung bin man sollte im Kindesalter bereits lernen mit Niederlagen umzugehen und das man aufs Gewinnen bedeutend stolzer ist, wenn man selbst dafür verantwortlich ist. Wenn andere der Meinung sind es ist besser Kinder gewinnen zu lassen, dann sollen sie es tun, sie werden genauso Gründe für ihre Weise haben wie ich. Auf jeden Fall sah ich nun einige Male in die traurigen Augen meines Sohnes, wenn es hieß: „Treffer – Versenkt. Mama du hast gewonnen.“ Ihm fällt es besonders schwierig zu verlieren, weswegen ich ihm versuche klar zu machen wie toll er gespielt hat und wie viel Spaß wir während des Spiels hatten. Was dieses Mal auch sehr gut funktioniert hat. Was nicht zuletzt an vielen witzigen Momenten lag.

Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Mein Großer wollte zwischendurch immer wissen, wie viele Schiffe jeder von uns noch hat. So auch während der letzten Runde. Ich zählte also meine noch vorhandenen Schiffe, genauso wie die bereits versenkten, doch wie ich auch zählte immer fehlte ein Schiff. Nach mehrmaligen Zählen gab ich zu: „Ich habe ein Schiff verloren.“

„Wie kann man denn ein Schiff verlieren?“, kam direkt zurück. Tja, das hätte ich auch gern gewusst, wie konnte mir das passieren? Später musste ich zugeben, dass ich in der letzten Runde echt geschlampt hatte, was meine Zeichen für Schiffe, Treffer und Schüsse ins Wasser betraf. Irgendwie war mein Kopf nicht mehr bei der Sache.

Aber gut, ich wollte die Runde zu Ende bringen, also tief durchatmen, kurz die Augen schließen und noch mal zählen. Natürlich mit offenen Augen… 1… 2… 3… „Gefunden!“

„Wo?“ Verdutzt habe ich meinen Sohn angesehen und nach kurzem zögern, ob ich ihm sage, wo ich das Schiff gefunden habe fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Das glaubst du ja wohl selber nicht, dass ich dir das verrate!“, antwortete ich stattdessen und kurz darauf kugelten wir uns vor Lachen auf dem Boden. Das war ein wirklich schöner Moment und ich hoffe sehr, dass mein Sohn sich lieber an diese witzigen Augenblicke erinnert als daran, dass er verloren hat. Zumindest habe ich hier nun eine kleine Gedächtnisstütze hinterlassen…