Gitterbett adieu

Zunächst möchte ich klar sagen, dass jedes Kind individuell ist und es keine allgemein gültige „richtige Lösung“ für die Probleme und Aufgaben des Alltags mit Kindern gibt. Ich habe zwei Söhne, die gleichermaßen unterschiedlich wie ähnlich sind und beide erinnern mich immer wieder gern daran, dass selbst Geschwister unterschiedlicher kaum sein können. Aufgrund des aktuellen Wunsches meines zweieinhalb Jährigen, möchte ich nun meine Erfahrungen bezüglich der Umgewöhnung vom Gitterbett zum Juniorbett mit euch teilen.

Alle Eltern, die ihr Kind die erste Zeit im Gitterbett schlafen lassen kennen diese Frage: Wann gewöhne ich mein Kind am besten um? Antwort: Sobald euer Kind dafür bereit ist. Reaktion: Ernüchterung. So wenig hilfreich diese Antwort auch manchmal ist, so wahr ist sie eben auch. Man kann seine Kinder zu nichts zwingen und seinen Kindern sowie einem selbst zu liebe, sollte man das auch nicht. Vor zirka sieben Jahren haben mein Partner und ich versucht unseren Großen an das Juniorbett zu gewöhnen. Damals aus purer Resignation. Der Große war schon mehrfach auf den Gedanken gekommen aus seinem Bett zu „klettern“, außerdem hatte er durch seine Wutanfälle seinem Gitterbett stark zugesetzt – noch heute bin ich froh, dass ich ein stabiles Bett für ihn hatte und die Schäden sich in Maßen hielten. Allerdings war der Große damals ein sehr aufgedrehtes Kind, wie viele anderen knapp Dreijährige auch und das natürlich mit großer Vorliebe auch abends, wenn er schlafen sollte.

Tschüss Gitterbettchen!

Damals war ich noch sehr jung, habe zwar viele Dinge laut meiner Hebamme und anderer Personen intuitiv richtig gemacht, dennoch hatte ich damals viel Stress, der sich auch auf mein Kind übertragen hat und den mein Kind damals – wider besseren Wissens – leider viel zu oft abbekommen hat. Ja, ich bin keine perfekte Mutter und ich würde heute einiges ändern wollen, da das nicht geht gebe ich mir heute noch mehr Mühe und achte darauf, meine Fehler nicht zu wiederholen.

Die Umgewöhnung war damals sehr anstrengend, stressig und langwierig. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, wie oft mein Sohn damals wieder im Wohn- oder Schlafzimmer stand oder wie viele Abende ich auf einem Kissen-und-Decken-Lager verbracht habe, weil ich mir damals nicht anders zu helfen wusste oder manchmal auch nicht groß darüber nachgedacht habe. Es hat wirklich ewig gedauert, dafür war es umso schöner, wenn der Große damals am Morgen zu mir ins Bett gekuschelt kam, um mich zu wecken.

Letztes Wochenende nachdem Schwiegermama wieder nach Berlin zurück ist, hat mein Kleiner entschieden, Mama soll die zwei „losen“ Stangen aus seinem Gitterbett nehmen. Gesagt, getan und voller Verblüffung stellte ich fest, dass mein Sohn eingeschlafen war ohne ein einziges mal sein Bett verlassen zu haben. Die nächsten drei Tage galt das für den Nachtschlaf ebenso wie für den Mittagsschlaf. Verwundert, aber glücklich genossen wir diese Tage, wohl wissend, dass auch wieder eine andere Zeit anbrechen wird. Wie erwartet war es dann Mitte der Woche soweit. Man könnte nun unken, dass wir selber schuld sind, weil wir es „prophezeit“ haben, ich denke aber eher, dass jedes Kind früher oder später seinen Spaß daran hat, diese neue Freiheit auszukosten.

Seitdem haben wir den gleichen Spaß wie vor sieben Jahren auch. Dadurch merke ich allerdings auch, dass man mit den Jahren entspannter wird… also in diesem Fall gilt das zumindest für mich. 😉 Während ich also an meinem PC sitze und diesen Post schreibe bin ich bestimmt 20 Mal bei meinem Kleinen gewesen um ihn wieder ins bett zu bringen, die Windel wieder anzuziehen oder das Laken wieder übers Bett zu ziehen. Ja der Kleine weiß, wie man seine Matratze komplett abzieht und die Windel stört beim Schlafen wohl auch… Mama hätte nichts dagegen, wenn der Kurze aufs Klo gehen würde, aber das ist ein anderes Thema. Nun liegt er lieb in seinem Bett und Mama hat ihren Text endlich fertig stellen können. Vielleicht darf ich mich jetzt auch hinlegen…?😴😄

Schiffe versenken spielen

Kennt ihr noch dieses schöne alte Schiffe versenken Spiel, das man früher zusammen mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden am Küchen- oder Couchtisch gespielt hat? Oder auf dem Boden im Kinderzimmer liegend. Das Gefühl von Ehrgeiz und Aufregung? Ich liebe dieses Spiel noch heute, genau wie so viele andere Gesellschaftsspiele.

Manchmal habe ich das Gefühl diese Spiele sterben aus, ebenso wie das LEGO. Darum fand ich es umso schöner, als mein Großer am Freitag zu mir kam und mich darum gebeten hat, ganz altmodisch mit Stift und Papier zu spielen. Wir setzten uns also in sein Zimmer, er an den Schreibtisch, ich an den Couchtisch und fingen an.

Jeder spielt anders und das ist gut so. ich spiele gerne mit Mustern, keine Ahnung wie das kam, aber heute fällt es mir schwer einfach willkürlich ein Schiff zu platzieren. Die ersten Runden liefen reibungslos. „A5“ – „Wasser.“, „H9“ – „Treffer.“ – „H10“ – „Treffer – Versenkt“ usw. Es machte einen so unheimlichen Spaß, dass ich kurzzeitig selbst wieder neun Jahre alt war und mit meinem Papa am Küchentisch saß.

Leider ist es als Mutter mit viel Erfahrung in einem Spiel schwieriger zu verlieren und ich bin auch kein Fan vom „Gewinnen-lassen“, weil ich der Meinung bin man sollte im Kindesalter bereits lernen mit Niederlagen umzugehen und das man aufs Gewinnen bedeutend stolzer ist, wenn man selbst dafür verantwortlich ist. Wenn andere der Meinung sind es ist besser Kinder gewinnen zu lassen, dann sollen sie es tun, sie werden genauso Gründe für ihre Weise haben wie ich. Auf jeden Fall sah ich nun einige Male in die traurigen Augen meines Sohnes, wenn es hieß: „Treffer – Versenkt. Mama du hast gewonnen.“ Ihm fällt es besonders schwierig zu verlieren, weswegen ich ihm versuche klar zu machen wie toll er gespielt hat und wie viel Spaß wir während des Spiels hatten. Was dieses Mal auch sehr gut funktioniert hat. Was nicht zuletzt an vielen witzigen Momenten lag.

Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Mein Großer wollte zwischendurch immer wissen, wie viele Schiffe jeder von uns noch hat. So auch während der letzten Runde. Ich zählte also meine noch vorhandenen Schiffe, genauso wie die bereits versenkten, doch wie ich auch zählte immer fehlte ein Schiff. Nach mehrmaligen Zählen gab ich zu: „Ich habe ein Schiff verloren.“

„Wie kann man denn ein Schiff verlieren?“, kam direkt zurück. Tja, das hätte ich auch gern gewusst, wie konnte mir das passieren? Später musste ich zugeben, dass ich in der letzten Runde echt geschlampt hatte, was meine Zeichen für Schiffe, Treffer und Schüsse ins Wasser betraf. Irgendwie war mein Kopf nicht mehr bei der Sache.

Aber gut, ich wollte die Runde zu Ende bringen, also tief durchatmen, kurz die Augen schließen und noch mal zählen. Natürlich mit offenen Augen… 1… 2… 3… „Gefunden!“

„Wo?“ Verdutzt habe ich meinen Sohn angesehen und nach kurzem zögern, ob ich ihm sage, wo ich das Schiff gefunden habe fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Das glaubst du ja wohl selber nicht, dass ich dir das verrate!“, antwortete ich stattdessen und kurz darauf kugelten wir uns vor Lachen auf dem Boden. Das war ein wirklich schöner Moment und ich hoffe sehr, dass mein Sohn sich lieber an diese witzigen Augenblicke erinnert als daran, dass er verloren hat. Zumindest habe ich hier nun eine kleine Gedächtnisstütze hinterlassen…